Desertierte und kassierte Königlich Preußische
Offiziere 1806-1824
Register zu Personalvorkommen von als unzuverlässig
eingestuften Militärführern
Adelige Fahnenflüchtige in der preußischen
Armee waren zwar nicht die Regel, doch gab es sie trotzdem in nicht unerheblicher
Menge. Interessant ist dabei nicht nur die Tatsache an sich, die Diskrepanz
zwischen Pflichtauffassung und "typisch" preußischer disziplin, sondern
es sind auch die unterschiedlichsten Motivationen zum Verlassen der Truppe
ohne Einverständnis.
Betrachten wir uns einmal die verschiedenen
Abgangsarten von Offizieren und "Kriegsdienstverweigerern", so stellt sich
einem, namentlich wenn man die preußische Armee der friederizianischen
Zeit betrachtet, ein sehr differenziertes und vielgliedriges Bild dar.
I. Ehrenhafte Abgangsarten aus preußischem
Militärdienst:
-
an den Blattern gestorben,
-
am Fieber gestorben,
-
hat sich erschossen (Premierleutnant v.Neuhoff
1753 aus dem Wolffersdorfschen Rgt),
-
wurde totgeschossen,
-
melancholisch geworden,
-
versetzt, verabschiedet, dimmitiert,
-
an der Blessur gestorben,
-
ein Rgt erhalten,
-
im Irrenhaus wg Krankehit gestorben (Sekondeleutnant
Wilhelmy vom Zietenschen Hus.-Rgt. 1765),
-
wegen Unvermögenheit als Salzfaktor eingesetzt,
-
reducirt (zurückgesetzt),
-
vor XYZ geblieben (gefallen),
-
Landrat geworden,
-
in der Gefangenschaft verstorben,
-
wegen blödem Gesicht entlassen (Leutnant
Marschall v.Bieberstein 1779 aus dem Rgt. Scholten),
-
mit Pension entlassen,
-
hat sich unvorsichtiger Weise erschossen (Unfall,
Fähnrich v.Tettow, 1789 im Rgt. Scholten),
-
wg. Epilespie verabschiedet (Sekondeleutnant
Heinrich Baron v.der Goltz vom Schulenburgischen Hus.-Rgt. 1784),
-
hat quittiert,
-
von Verstand gekommen (Fähnrich v.Mahrenholtz
aus dem 1740 gestifteten Hagerschen Rgt.),
-
auf seine Güter gegangen.
II. Unehrenhafte Abgangsarten aus preußischem
Militärdienst:
-
desertiert,
-
dimmittiert, "weil er zum Dienst unlustig
gewesen" (Corporal Friedrich v.Podewils, 20 Jahre alt, nach 4 Jahren und
6 Monaten Dienstzeit, aus dem Platenschen Dragoner-Regiment),
-
kassiert, weil er sich die Fahne hat nehmen
lasen (Major v.Auerswald 1779),
-
wegen schlechter Conduite entlassen (Fähnrich
v.Eichler 1798 aus dem Rgt. v.Steinkeller),
-
vom Urlaub ausgeblieben,
-
wegen unanständigen Betragens entlassen
(Leutnant v.Briesen 1783 vom Rgt. v.Scholten),
-
wegen übler Conduite dimmittiert,
-
ohne Abschied weggegangen (Leutnant v.Reichmann
vom Rgt. v.Lossow 1745),
-
"blieb auf der Werbung aus".
Desertion, um die es hier gehen soll, mußte
aber nicht unbedingt das Ende der militärischen Karriere sein. Der
Vater eines prreußischen Dargonermajors Friedrich Wilhelm v.Ortel
beispielsweise war nach sechs Jahren Cadettenhaus in Stolp 1781 als Junker
in die Armee getreten, 1785 aber aus den Diensten des preußischen
Königs als Fähnrich desertiert, diente später als Genralmajor
in russichen Diensten.
Ein gleiches tat Albrecht Jakob Elsenau-Elsanowsky,
der als Sekondeleutnant 1791 die Fahnenflucht ergriff und später als
Capitän in russichen Diensten stand; er war zuvor Kulmer Kadett gewesen.
Von einem mangelnden soldatischen Geist konnte also bei beiden nicht die
Rede sien.
Es müssen vielmehr sehr persönliche
Motive gewesen sein, die sie und die anderen Offiziere zur Dersertion trieben.
Diese mögen teilweise recht profan gewesen sein, z.B. weil es ihnen
in Preußen und in der Armee nicht mehr gefiel und sie glaubten, anderweits
bessere Dienste nehmen zu können.
Auf Wunsch senden wir Ihnen gern die genaue
Bezeichnung des Fundortes zu und den Standort, damit Sie sich gegebenenfalls
Reproduktionen der originalen Quellen aus einer bestimmten deutschen Staatsbibliothek
bestellen können. Für folgende Kgl. Preußische Offiziere
von 1806 liegen Kassationsdaten vor:
Czarnotta, Sekondeleutnant v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Czarnottat v.Wiczlinsky, Sekondeleutnant,
Kassationsangaben zur Entfernung von der Armee
Dobrzewinsky, Fähnrich v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Eschwege, Fähnrich v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Hartig, Sekondeleutnant v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Jeetze, Sekondeleutnant v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Lagerström, Capitän v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Linckersdorff, Sekondeleutnant v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Marconnay, Leutnant v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Massow, Fähnrich v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Owitzky, Sekondeleutnant v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Pirch, Sekondeleutnant v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Rogowsky, Fähnrich v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Rohwedel, Sekondeleutnant v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Schack, Leutnant v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Schlichting, Sekondeleutnant v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Springenfeld, Fähnrich v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Straczynski, Fähnrich v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Sydow, Sekondeleutnant v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Westerhagen (Westernhagen?), Sekondeleutnant
v., Kassationsangaben zur Entfernung von der Armee
Windheim, Sekondeleutnant v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Winkelmann, Sekondeleutnant v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee
Zeromsky, Sekondeleutnant v., Kassationsangaben
zur Entfernung von der Armee |