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Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg (1675-1713)

Eine Biographie aus Anlaß der Restaurierung  des Sarges des Herzogs in der Schelfkirche

Seit dem 15. Mai 2008 ist die herzogliche Gruft der Mecklenburger Herrscher in der Schelfkirche zu Schwerin für die Öffentlichkeit durch eine Glasscheibe einsehbar. Zuvor war sie unbeachtet dem Schimmelbefall preisgegeben, weil der sonst so verdienstvolle mecklenburgische Konservator Friedrich Lisch den Fehler beging, die Belüftungsschächte der Gruft im Jahre 1856 zumauern zu lassen. Zur Zeit werden die Sarkophage der 17 Angehörigen des mecklenburgischen Herzogshauses restauriert. Unter ihnen befindet sich auch der Sarg des Herzogs Friedrich Wilhelm von Mecklenburg. Dies soll Anlaß genug sein, sich einmal näher mit ihm zu beschäftigen.

Hinzuweisen ist zuvor aber noch auf die gemeinsame Aktion "Königin in Not" der Gemeinde Sankt Nikolai (Schelfkirche) und des Landesamtes für Denkmalpflege zugunsten der Erhaltung der Gruft und der 17 Särge, da finanzielle Videos zur Wiederherstellung der Anlage dringend benötigt werden (Gemeinde Sankt Nikolai, Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel, Konto 20 53 109 20, Bankleitzahl 520 604 10). Die Sanierung der Herzogsgruft steht außerdem unter der Schirmherrschaft von Donata Herzogin zu Mecklenburg.

Nun aber zur Biographie des Herzogs. In den Schriften des Historikers Dr.Eduard Vehse, der über die deutschen Höfe und Fürsten vom 16. bis zum 19.Jahrhundert berichtete, wird auch Mecklenburg in fünf Bänden behandelt. Herzog Friedrich Wilhelm Herzog von Mecklenburg nennt er darin "den Debauchierten" im Gegensatz zu seinem Onkel und Vorgänger, den "Konvertiten" Christian Louis I. († 1692), und seinem  Bruder und Nachfolger Herzog Carl Leopold († 1747), der von Vehse den Beinamen "Der Vertriebene" erhielt.

Wenn Vehse damit versuchte, Charakter und Regierungsweise der Herzöge auf einen Brennpunkt zu bringen, so war ihm das mit Christian Louis I. durchaus gelungen. Seine Hinneigung zum Katholizismus und zum französischen Absolutismus ließen ihn nicht nur konvertieren, sondern führte auch für Mecklenburg zu manchen Abänderungen und "Konversionen anderer Art". Selbst die Bezeichnung  "Der Vertriebene" für Herzog Carl Leopold, der den Kampf mit den Ständen zu einem Höhepunkt brachte, bis er vor diesen mit militärischer Hilfe auswärtiger Staaten aus Mecklenburg nach Danzig fliehen mußte, scheint in diesem Zusammenhang bezeichnend zu sein. War aber Herzog Friedrich Wilhelm wirklich ein Schwelger, Ausschweifer und Verführer?

Vehse begründet seine Bezeichnung mit der unbändigen Vergnügungssucht des allzu früh mit 17 Jahren an die Regierung gelangten Herzogs, dem das Staatsschiff "im Sturme seiner jugendlichen Lüste ohne Steuermann überlassen ward. Sein vornehmstes Vergnügen bestand in der Jagd, wobei die liederlichen Bedienten diesem wollüstigen Herrn allerlei Gelegenheiten verschafften, sich in ausschweifenden Lüsten mit dem andern Geschlecht dergestalt zu verlieren, daß er allererst nach zwölf Jahren auf seine Vermählung und also auf einen Leibes-Lehnserben gedachte, welche doch die verschwendeten Kräfte nicht weiter verheißen wollen."

Diese persönlichen Ausschweifungen waren aber nur eine Seite des jungen Herzogs, die aufrichtige konfessionelle Toleranz, die Sorge um seine natürlichen Kinder, das Bemühen um die Förderung und Hebung der mecklenburgischen Landwirtschaft, um nur einige Beispiele zu nennen, eine andere. Wer also war diese junge übermütige Fürst?

Herzog Friedrich Wilhelm - der zu Ehren des Großen Kurfürsten von Brandenburg diesen Namen erhielt - wurde am 28.März 1675 als Sohn des nachgeborenen nichtregierenden Herzogs Friedrichs geboren (1638-1688) und am Gründonnerstag desselben Jahres getauft. Seine Mutter war Wilhelmine Christine, Tochter des Landgrafen Wilhelm Christoph von Hessen-Kassel. Auch Sohn Friedrich Wilhelm behielt später diese Bindung an die Kassel´schen Lande, er ehelichte selbst eine Frau aus diesem Hause: Sophie Charlotte, Tochter des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel.

Die Kinder des Herzogspaares wuchsen nun in Grabow auf. Anfangs von den Eltern und Hauslehrern in der christlichen lutherischen Lehre so unterrichtet, daß er eine Große Anzahl "Lehr- und Krafft-Sprüche" der Bibel schon als Kind "zu aller ümbstehenden Bewunderung hervor gebracht" hatte. Der Vater stellte für ihn die Hofmeister v.Tümel und v.Koppelow ein, die ihn in Sprachen, Exerzitien und anderen Wissenschaften unterrichteten.

Friedrich Wilhelms Erziehung folgte den allgemeinen Prinzipien der Fürstenpädagogik seiner Zeit; er erhielt vor 1689 zwei neue Informatoren, die der Wissensvermittlung dienten, unter anderem Achilles Friedrich Schomer. Dieser hatte die Rechte studiert, bewährte sich aber auch als Lehrer des jungen Herzogs und gelangte durch sein Engagement Ende Juli 1692 - unmittelbar nach dem Regierungsantritt seines Zöglings - zu einer  Ratsstelle in der Schweriner Justizkanzlei, in der er schon wenige Jahre später - Ende Juni 1704 - zum Vizedirektor avancierte, bevor er im Februar 1713 verstarb.

Friedrich Wilhelms Onkel Herzog Christian Louis I. hatte für Schomer im Juni 1691 eine "Informationsordnung" entworfen, die nicht die erste ihrer Art war.31 Demnach wiederholte sich der Wochenlauf des Prinzen, der zusammen mit seinem jüngeren Bruder Carl Leopold unterrichtet wurde, wie folgt:32 an jedem Tag montags bis samstags wurde um 6.30 Uhr mit einer halben Stunde Gebet begonnen, sonntags erst um 7 Uhr. Daraufhin wurde ein Kapitel aus der Bibel "deutlich und mit Andacht" gelesen, anschließend die Hauptsprüche vorgelesen, so wie sie beide Brüder bereits vorher unter ihrem Informator Varenius erlernt hatten.

Ihr Tagesablauf war streng festgelegt worden und geprägt vor allem durch eine christliche Einstellung und den Willen, die Prinzen in Gehorsam, Demütigkeit und Ordnung zu erziehen.

Montags und dienstags: Von 7 bis 8 Uhr wurde Grammatik durchgenommen und an einigen Beispielen praktisch erläutert, "durch welche ihnen die Reguln desto beßer beygebracht werden" konnten. Von 8 bis 9 Uhr erlernte Friedrich Wilhelm die Geschichte, vor allem der deutschen und europäischen Monarchien und mußte hierüber in Frage- und Antwortmanier Aufsätze verfertigen, während sich sein Bruder mit der lateinischen Grammatik beschäftigte. "Wan die Glocke neun geschlagen, schreiten beyde Prinzen unter des Tanzmeisters Anweisung zur frantzösischen Sprache."

Es folgte um 10 Uhr das Frühstück, zum Mittag erlernten beide höfische Tänze, bis 13 Uhr konnten sie sich ausruhen, um dann nach einer Mußestunde ihre Studien abermals aufzunehmen. Nun lasen sie erneut ein Kapitel der Bibel, wobei der ältere Prinz Friedrich Wilhelm die Kernsprüche wiederholte. Ein halbes Jahr lang beschäftigte er sich dann zwischen 14 und 15 Uhr mit den Werken des Historikers Corneli Nepotis, die er teilweise ins Lateinische zu übersetzen hatte. Von 15 bis 16 Uhr arbeiteten die Prinzen mit dem Schreib- und Rechenmeister zusammen, wonach die Unterweisung in der französischen Sprache folgte. Nach dem anschließenden Abendessen wurden ihnen "ein paar Stunden zu ihrer ergetzlichkeit gegönnet", bevor sie den Tag durch ein ausführliches Gebet beschlossen.

Mittwochs bis sonntags: lief der Tag gleich ab wie die voraufgenannten beiden Wochentage, jedoch waren die Unterrichtsinhalte anders gewichtet: Lesen des Katechismus, Latein, Geographie, Französisch. An zwei Tagen der Woche durften sich die Prinzen auch nach Maßgabe ihrer Mutter einen Nachmittag zum Spazieren, Reiten, Fahren "oder anderer fürstmäßiger ergetzung" (Jagen) freinehmen. Des Sonntags begann der Tag erst um 7 Uhr und war ganz dem Gottesdienst gewidmet: Gebet, Lesung, Besuch der Kirche, Mittagsmahl, anschließend Examination über die in der Kirche gehörte Predigt "da Sie antwort geben müssen von dem jenigen, waß sie behalten haben." Um 14 Uhr folgte ein zweiter Gottesdienst. Bis 20 Uhr hatten sie zu ihrer freien Verfügung und beschlossen den Tag mit der Lesung von Psalmen und reflektierten darüber.

Den Vater, der viel Wert auf die persönliche Erziehung seines Sohnes gelegt hatte, verlor der junge Friedrich Wilhelm bereits mit 13 Jahren im April 1688, damit war zunächst einmal "der hohe Cedern-Baum, unter dessen Schatten das Hochfürstl. Geschlecht sicher ruhen solte, gäntzlich ümbgehauen." Jetzt übernahmen seine Mutter und sein Onkel Christian Louis I. die Vormundschaft über ihn. Dieser bekümmete sich sogleich um eine Examination seiner Pflegekinder und Neffen. Im März 1689 wies er den Superintendenten in Parchim und den Kammer-Rat Vermehren in Grabow an, den beiden Prinzen dies mitzuteilen, auch den Informatoren, damit sie ihre Schützlinge ausreichend vorbereiten konnten.

Der Bericht über ihren Wissensstand fiel im April 1689 wie folgt aus: Prinz Friedrich Wilhelm verstand zwar die lateinischen Autoren, war aber noch nicht in der Lage, einen lateinischen Brief zu schreiben. Auch war seine Motivation zum Studieren nicht sehr groß. Friedrich Wilhelm war in seiner Arbeit unstetig, denn es fand "sich bei deroselben ein sonderlicher Fervor, der Er nicht lange ruhen läßet, sondern bald zu diesem, bald zu jenem treibet." Seine anderen Leistungen indes befriedigten die Examinenten durchaus und so attestierten sie dem mittlerweile 14jährigen einen ordentlichen Fleiß und gute Kenntnisse. Insbesondere bemerkte man, daß an seinen "mimen und geberden in der conversation" nichts zu verbessern sei.

Waren die beiden Prinzen Friedrich Wilhelm und Carl Leopold bis zu ihrem 14. und 15.Lebensjahr gemeinsam in Grabow erzogen worden, so ließ ihr Onkel den ältesten Prinzen Friedrich Wilhelm im Juli 1790 (zu Pfingsten) nach Schwerin bringen. Hierzu hatte er einen Abgesandten v.Bülow ernannt, der den Prinzen mit seinem Pferd, seiner Bagage und dem Hofmeister v.Löwen in Grabow abholte. Unter ständiger Begleitung von acht Reitern der Garde und einem Umzug der Bürgergarde von Grabow sowie unter vielen Tränen der Mutter wurde Prinz Friedrich Wilhelm dann nach Schwerin gebracht.

Als er in Schwerin ankam, wurden je drei Schuß Salut von der Stadt und vom Schloß aus gefeuert und er begab sich sogleich zu seiner künftigen Wohnung, dem Bischofshof. Hier erhielt er auch neue Informatoren, denn als Hofmeister und Gouverneur fungierte auf Geheiß seines Onkels Christian Louis I. seit 1690 der Hofmeister, Geheime Rat und Obermarschalll Freiherr W. v.Löwen. "Hier ward nun nichtes verabseumet, was zu Ausübung des hurtigen Verstandes ... und zur Vollkommenheit in allen ritterlichen Exercitiis erfo[r]dert ward." Insbesondere standen die Fächer Geschichte, Mathematik und Politik, sowie Geographie und Sprachen auf dem Lehrplan, namentlich im Französischen entwickelte der junge Herzog sehr gute Kenntnisse und Ausdruckskraft.

In Schwerin äußerte sich auch bald schon eine besondere Leidenschaft: die Freude an der Jagd. Mit dieser verbrachte er einen großen Teil seiner freien Zeit. Seine Mutter äußerte oftmals, er widme sich etwas zu sehr diesem Vergnügen. Die Erzieher indessen waren wegen dieser schon früh sich äußernden Eigenschaft, die auch das ganze spätere Leben des Herzogs kennzeichnete, beinahe ratlos: "Wie aber des Prinzen Durchl. von solcher lust abzuführen, sehe ich fast kein mittel, ohn daß sie zu mehrern exercitiis angeführet werden, damitt sie Zeitvertreib haben, und das sie mit mehrern Ihrem hohen stande anständlichen Personen in conversation kähmen, die sie zu andern ... [Dingen] anführen möchten."

Desgleichen zeigte sich bei Prinz Friedrich Wilhelm bereits früh ein gewisser Durchsetzungswillen, vor allem gegenüber seinem jüngeren Bruder Carl Leopold, der viel besser ohne ihn lernte. Die Lehrer ließen dem Herzog anheim stellen, ob nicht vielleicht der Prinz besser zur Raison gebracht werden könnte, wenn er von "Frauenzimmern" unterrichtet werden würde. Der Prinz selbst war davon wenig begeistert, er nannte den Umgang mit ihnen "ticktacken" und betrachtete sie wohl nicht als vollwertige Persönlichkeiten in der Erziehung. Aber auch das Verhältnis zwischen dem Hofmeister v.Löwen und dem ältesten Prinzen war gespannt.

Schon totkrank, bekümmerte sich Herzog Christian Louis I. noch im April 1692 intensiv um die Erziehung seines zum Nachfolger bestimmten Neffen, indem er den Austausch von Stunden an gewissen Wochentagen vornahm. Auch bemühte sich der Onkel, ihm zu seinem kommenden Status als Fürstherrscher eine möglichst gute Ausgangsposition zu verschaffen. Der kinderlose Christian Louis I., der diesen Zweitnamen aus Bewunderung für den französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. und seine Regierungspolitik angenommen hatte, auch mit einer Französin verheiratet war, lag seinerzeit nämlich im Streit um die Nachfolge des Herzogtums Mecklenburg-Güstrow, als abzusehen war, daß dessen letzter Vertreter ohne leibliche eheliche Nachkommen versterben würde. Um Güstrow nicht an eine Seitenline zu verlieren, entbrannte schon jetzt der innere Kampf um die Rückführung der Lande in Schweriner Hände. Außenpolitisch war das Herzogtum ferner gegen schwedische Ambitionen zu verteidigen; für eine Regierungsübernahme also nicht der beste Stand.

Planmäßig aber bereitete Christian Louis I. seinen Neffen auf diese Auseinandersetzungen vor. Der Herzog erkundigte sich nicht nur fortwährend schriftlich nach dem Fortgang der Erziehung, auch der Neffe beweise eine gewisse Anhänglichkeit an seinen Onkel. Als dieser an einem Husten litt und ernstlich erkrankt war, erkundigte sich Friedrich Wilhelm eingehend nach seinem Befinden und Christian Louis I. tat alles, um seinen Neffen bei dieser Gelegenheit auf die Abwehr der schwedischen Ambitionen aufmerksam zu machen.

Auch ermahnte er seinen Mündel und "Mon tres cher Neveu et fils" 1691 eindringlich die noch nicht erledigte Sukkzessionsfrage im Herzogtum Güstrow nicht zu vernachlässigen, alle Kräfte anzuspannen und die Nachfolge dieses Hauses anzustreben. Wegen dieser Erbfolge war der schon totkranke Fürst auch bereit, beim Deutschen Kaiser vorzusprechen, um Friedrich Wilhelm vorzeitig als vollljährig erklären zu lassen. Auch von der Ritterschaft verlangte er einen unterzeichneten Revers, in dem diese die Nachfolge Friedrich Wilhelms anerkennen sollten, da er fürchtete, Brandenburg würde sein Nachfolgerecht beanspruchen und sein Mündel nicht anerkennen. Die Verpflichtung der Ritter- und Landschaft war für ihn ein Bollwerk gegen diese Befürchtung. Obwohl die versammelten Stände in Schwerin in einer feierlichen Versammlung am 13.Juni 1692 der herzoglichen Proposition einige Bedenken entgegenstellten, wurden diese doch von den Räten des Herzogs zerstreut und schließlich leisteten sie dem noch nicht regierenden 17jährigen Fürsten per Handschlag und Versprechen die Versicherung, sie würden ihn nach dem Tode seines Oheims anerkennen.

Am 11.Juni 1692 verstarb Herzog Christian Louis I. im Haag, jetzt wurde Friedrich Wilhelm Herzog zu Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, Graf zu Schwerin und Herr zu Stargard. Als am 15.Juni die Nachricht seines Todes in Schwerin ankam, begab sich Friedrich Wilhelm des Nachmittags um zwei Uhr vom Bischofshof zum Schloß, um hier nun als regierender Herzog seinen Sitz zu nehmen. Obwohl am gleichen Abend die Regierungsräte ihren Eid auf ihn geleistet hatten, war der Thron für ihn noch nicht gesichert. Recht unerwartet erhoben jetzt sowohl Herzog Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow († 1695) als auch der apanagierte Herzog Adolf Friedrich II., der jüngere Bruder Christian Louis I., Ansprüche auf den Schweriner Thron. Sie versuchten nun über den Umweg der Vormundschaft über den noch nicht majorennen Fürsten das Herzogtum unter ihre Macht zu bringen. Da jedoch bereits am 23.Juli 1692 aus Wien die kaiserliche Volljährigkeitserklärung eintraf, war für Friedrich Wilhelm die Gefahr zunächst gebannt.

Anschließend entbrannte der Kampf um die Güstrowsche Nachfolge. Ende Oktober 1695 war der letzte Herzog von Mecklenburg-Güstrow, Gustav Adolph, verstorben. Wieder erhob Herzog Adolf Friedrich II. Anspruch auf die Sukzession, aber auch Friedrich Wilhelm wollte nicht von dem Grundsatz der Machtausweitung absehen. Dieser spannungsreiche Konflikt dauerte fünf Jahre an. Herzog Adolf Friedrich versuchte seinen Kontrahenten vor dem Reichshofrat zu stürzen, um seine Nachfolge im Herzogtum Güstrow zu verhindern. In Wien wollte man der Streitigkeit aber bald ein Ende bereiten. Am 27.Oktober 1695 erschien in Güstrow der kaiserliche Gesandte Graf Christian v.Eck und setzte namens des Kaisers zum 28.November 1695 eine Interimsregierung fest, bis die Erbfrage geklärt sei. Den Güstrower Beamten und Untertanen gebot Kaiser Leopold in dieser Situation, "Euch keinem Bruder Hertzogen anzuhangen, sondern allein denen von erst erwehnter Unseren kaiserl. Administration erfolgenden Befehlen nachzukommen."

Die Interimslösung war schon lange zur ständigen Einrichtung geworden, als endlich nach mehr als zwölf Monaten eine Entscheidung gefällt wurde: am 12.Januar 1697 erkannte der Kaiser für Recht, daß Herzog Friedrich Wilhelm der legitime Nachfolger der Güstrower Herzöge sei. Sogleich begab dieser sich nach Güstrow, um vor Ort die Macht zu ergreifen und Präsenz zu zeigen.

Sein Kontrahent Herzog Adolph Friedrich II. aber hatte derweil bei den Ständen des niedersächsischen Kreises um Truppenhilfe gebeten, um gegen Friedrich Wilhelm militärisch vorzugehen. Diese willigten ein. Dramatisch vollzog sich daher der vermeintliche Siegeszug Herzog Friedrich Wilhelms nach Güstrow. Am 17.März 1697 erschienen in Güstrow, wo sich auch Graf v.Eck aufhielt, etwa 3000 Mann schwedische, kurbrandenburgische und braunschweig-lüneburgisch-cellische Truppen, welche "die Wälle der Stadt gewaltthätig erstiegen". Hierzu berichtete Herzog Friedrich Wilhelm wenige Tage später an seinen Fürstenkollegen, Herzog Friedrich IV. von Schleswig-Holstein-Gottorf: "Demnach noch selbigen Abends einige der also genannten Creyß-Völcker durch die Cantzeley in die Gasse Unsers Quartirs eindringen wollen, und durch die Unsrige mit Schlägen und stoßen zurück gewiesen wurden, so hat der commandirende Obristlieutnant v.Klinckowström am 18. morgens ümb 7 Uhr alles zur attaquirung der Gasse und des Hauses, darin Wir logiret waren, fertig machen, vier große Geschütze gleich auf die Gasse richten, daß Hauß von hinten zu bey dem Garten ...  mit vieler Mannskraft ümbgeben lassen und darauf abermahlen einen schwedischen und Curbrandenburgischen Capitain an Unß gesandt mit dem andräunen, [daß] Wir so fort die Stadt räumen solten."

Daraufhin mußte er der Waffengewalt weichen und es erfolgte die erneute Einsetzung einer Interimsregierung. Der Kaiser ging mit diesem offenen Bruch seiner Anordungen sehr kulant um, erst zum 27.Januar 1698 ordnete er die Errichtung einer Vergleichskommission an, die am 8.März 1701 endlich zum Hamburger Vergleich führte. In ihm wurde nun endgültig die Nachfolge Friedrich Wilhems festgeschrieben, das Herzogtum Güstrow gab seine territoriale Eigenständigkeit auf, Herzog Adolf Friedrich II. erhielt eine finanzielle Entschädigung sowie das Fürstentum Ratzeburg, die Komtureien Mirow und Nemerow und die Lande Stargard. Damit wurde er zum Stammvater der neuen Linie und des neuen Herzogtums Mecklenburg-Strelitz, das als Großherzogtum ab 1815 bis 1918 seine Eigenständigkeit bewahrte. Beide Herzöge vereinbarten Primogenitur, das heißt die Erbfolge des jeweils Erstgeborenen in ihren Herzogtümern und im Falle des Erlöschens den Fall des einen Herzogtums an das andere. Stände, Kirchenordnung und oberstes Landesgericht blieben aber gemeinsame Einrichtungen.

Da Herzog Friedrich Wilhelm sehr jung an die Regierung gekommen war, neigte er anfänglich dazu, mehr der Politik seiner Räte als seiner eigenen zu folgen. Wer waren diese einflußreichen Männer in seiner Umgebung? Zuerst sei hier Graf v.Horn genannt, der für den Herzog, wie schon oft, so auch im Vorfeld zum Hamburger Vergleich von 1701 verhandelt hatte. Zu diesen Männern zählte auch der Oberhofmarschall v.Eichholtz. Weiter umgab er sich in den letzten Lebensjahren mit dem Kanzler und Geheimen Rat Johann v.Klein (1659-1732) und den Räten Grund uff der Worth, Schaper und Schöpffer.

Dr. Gerhard Hermann Grund uff der Worth († 1719) stammte aus Hamburg, wurde 1701 zum Kanzleirat in Schwerin, 1704 zum Regierungsrat und 1713 zum Geheimen Rat ernannt. Seinem Herzog treu ergeben, gehört er zu den erbittertsten Kämpfern gegen die Rechte der Stände. Johann Dietrich v.Eichholtz war katholischer Konfession, bemühte sich später auch, Herzog Carl Leopold dazu zu bewegen, zum katholischen Glauben zu konvertieren, war aber Herzog Friedrich Wilhelm treu ergeben. Ihrer aller Gegenspieler war innenpolitisch Andreas Gottlieb Graf v.Bernstorff, der im Güstrower Erbfolgestreit Friedrich Wilhelms Gegenspieler Herzog Adolf Friedrich II. mit Geld und juristischen Hinweisen unterstützt hatte.

So abhängig der junge Herzog auch von diesen Herren war, mit der Zeit entwickelte er seinen eigenen Stil, der aber immer von den Werten seiner Erziehung geprägt wurde. Ein besonderes Engagement entwickelte er daher als gläubiger Christ im Kirchen- und Religionswesen. Zutiefst dem lutherischen Glauben verbunden, schärfte er durch entsprechende Edikte seinen Kirchenoberen ein, neue Pfarrkandidaten gründlich zu examinieren, erließ 1708 eine neue Kirchenordnung und legte im Mai 1708 den Grundstein zur Schweriner Schelfkirche.

Doch auch auf weltlichem Gebiet engagierte er sich: 1711 schuf er die Organisation und Gleichförmigkeit  der Landmiliz. Die von ihm befohlene Ausführung einer Landvermessung brachte endlich verläßliche Zahlen zu Größe und Zustand der mecklenburgischen Lande und bot den Grundstock für vielerlei Bereiche, so die Steuern. Er führte ferner den gregorianischen Kalender in Mecklenburg ein.

In Schwerin verbot er nach den Erfahrungen des großen Brandes von 1697 die Verwendung von Strohdächern zur Verringerung der Feuersgefahr. Er holte die Münze von Dömitz nach Schwerin und gestaltete den um das Schweriner Schloß gelegenen sogenannten Alten Garten neu. Die Schelfwerder Forst in Schwerin gestaltete er zu einem wildreichen Tierpark für Jagdzwecke um, begründete aber zugleich die Schelfstadt als Schweriner Stadtteil. Dieses einmalige barocke Stadtensemble hat seinen Mittelpunkt noch heute in der Schelfkirche, die von einem Kranz von Linden umstanden ist. Hier wurden neue Manufakturen errichtet, die dem Wirtschaftleben einen Aufschwung bringen sollten. Als Herzog Friedrich Wilhelm 1713 verstarb, wurde ihm dieser Einsatz nicht vergessen und er 1714 auf Anordnung seines Nachfolgers, des Herzogs Carl Leopold, "auf dem 13.Martii dieses Jahrs, in der Neuen Kirche auf dem Schelffe, oder so genandter Neustadt, allhier beygesetzet".

Der lokale Bereich führt uns zugleich weg vom Politiker und hin zum Menschen Friedrich Wilhelm, denn schon einigen der vorgenannten Projekte lag durchaus eine ganz persönliche Vorliebe zugrunde; so die Einrichtung des Tierparks. Die Jagd war ihm wichtigster Zeitvertreib und liebste Beschäftigung, hierzu erbaute er auch das Jagdhaus Friedrichsmoor im Jahre 1705, ein Blockhaus von aufeinander gelegten Balken und außen mit eichenen Brettern verkleidet. Im Inneren hatte er von einem jüdischen Künstler alle seine Jäger portraitieren lassen.

Wie bei der Jagd das schlichte grüne Wams üblich war, so kleidete er sich auch sonst eher zurückhaltend. Ein Zeitgenosse berichtete von ihm: ein "wollanständlicher geringer Habit war Ihm so lieb, als ein Kostbarer, der nach der veränderlich- und verderblichen mode gemacht, und Ihrer Seelen hoheit achtete den herrlichen Schmuck reicher Kleider, außer dem Gepränge, nicht, in Christfürstlicher Erwegung: daß ein Mann die Kleider, und nicht die Kleider den Mann zieren." Die von ihm erhaltenen Portraits, Gemälde und Stiche, zeigen ihn daher auch in der typischen Barocktracht und dem damals geltenden Schönheitsideal einer gewissen Korpulenz, dem Hermelinumhang als Zeichen fürstlicher Macht, jedoch nicht in übermäßigem Luxus.

Daneben gehörte sein Herz auch den Komödien, die er in mehrerer Hinsicht förderte, sei es, daß er umherziehenden Schauspielern lange Spielerlaubnisse ausschrieb oder sei es, daß er als Nebengebäude des Schweriner Schlosses ein Komödien- und Gewächshaus mit eisernem Dach aufführen ließ. Hier wurden regelmäßig von französischen Hofschauspielern Komödien aufgeführt, auch ein Zeichen für des Herzogs Liebe zur französischen Denk- und Lebensweise.

Herzog Friedrich Wilhelms Vorlieben für leichte Unterhaltung, ausgeprägtes Zeremoniell und prächtige Feste manifestierte sich auch in der von ihm 1704 erlassenen Rangordnung, die mit 24 Klassen einen Umfang erreichte, den man zuvor am Schweriner Hof nicht gekannt hatte. Am höchsten angesiedelt waren bei ihm Militärs, Geheime Räte und Landräte, dann aber schon die Hofamtsinhaber, bevor in der Mitte der Ordnung Professoren und Bürgermeister folgten. Das zeigt, wie sehr die Nähe zum Hof reglementiert wurde und wie gern sich Friedrich Wilhelm mit Menschen umgab, die dem Hof um des Hofes willen angehörten, in dieser Beziehung eine Nacheiferung französischer Verhältnisse. Aber die Hofordnung stand im Vergleich zu anderen benachbarten Staaten in ihrer Ausführlichkeit und der Bevorzugung des zeremoniellen und höfischen Elements nicht allein da und kann als typischer Ausdruck des barocken Selbstverständnisses in Nordeuropa gelten.

Charakterisiert werden kann diese Epoche des glänzenden und überschwenglichen, doch systematisierten und hierarchisch geordneten Hoflebens als eine Übergangsphase vom sitten- und zügellosen Hofleben der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zur betont einfachen, spartanischen Hofausstattung unter Friedrich Wilhelms Nachfolger und Neffen Friedrich (1717-1785).57 Der Mecklenburger Herzog jedoch gehörte noch zu den Anhängern der ersten Art, und so waren ihm - ohne daß seine Religiosität dies einschränkte - die kleinen Affären mit schönen Frauen ein großes Vergnügen.

In Beziehungen zu Frauen hatte der junge Fürst jedoch unterschiedliche Auffassungen. Einerseits sich seinen Träumen hingebend, war ihm andererseits eine rein rationale Einstellung eigen. Viele Beispiele zeigen dies: ein von dem Güstrower Hofmarschall v.Graevenitz ausgehendes Eheprojekt zwischen Friedrich Wilhelm und der Güstrower Prinzessin Luise sah er 1692 durchaus unter dem reinen politischen Stellenwert, wenn er noch vor seiner Thronbesteigung 17jährig an den Güstrower Herzog schrieb, er wolle dazu beitragen, "daß Mequelbourg unter einen schuh Kombt". Trotzdem gelang dies nicht, und da das Eheprojekt unter diesen rein politischen Gesichtspunkten stand, verlor es wieder an Bedeutung. Trotzdem interessierte sich der Schweriner Herzog auch weiterhin für die Prinzessin und ihre möglichen Verheiratungen. Als sie sich 1695 anschickte, eine Eheallianz mit dem dänischen Kronprinzen einzugehen, ließ er durch zwei Agenten die Lage sondieren und sich genauestens über den Fortgang der Dinge berichten. Ferner entsandte er von Hamburg aus seinen Oberstallmeister Bernhard Christoph v.Bibow nach Güstrow und seinen Visitationssekretär Schultz nach Kopenhagen, um in Erfahrung zu bringen, ob mit den Ehepakten vielleicht eine Sukzessionsverabredung über das Güstrower Herzogtum eintreten  würde. Wieder waren es also ausschließlich politische Gründe, die ihn veranlassten, die Prinzessin zu beobachten.

Auch eine schon 1688 geplante Ehe zwischen dem jungen Herzog und der Angelique Cunigunde de Montmorency, Tochter des Grafen Francois Henri de Montmorency, Duc de Luxemburg, scheiterte, ebenso eine Heirat mit einer kurbrandenburgischen Prinzessin. 1698 hatte der mittlerweile regierende Herzog unter denselben politischen Gesichtspunkten seinen Hofrat Taddel nach Kopenhagen gesandt, um ihn Sondierungen für eine Heirat mit einer dänischen Prinzessin anstellen zu lassen. Friedrich Wilhelms ausführliches Reskript in dieser Sache zeigte, wie sehr er geneigt war, diese und die genannten anderen Beziehungen unter den territorialstaatlichen Aspekten zu betrachten. Eine Heirat war für ihn daher eine Maßnahme diplomatischen Charakters, eine Liaison der Vernunft und des Verstandes.

In den Jahren 1700 bis 1703 schließlich ließ er eine Heirat mit der zweiten Erzherzogin von Österreich in den Bereich des Möglichen rücken und entsandte seinen Geheimen Ratspräsidenten, den Grafen Horn, für diese Mission nach Wien.

Gleich nachdem sich aber auch dieses Projekt zerschlagen hatte, avisierte er seit August 1703 die Eheschließung mit der ihm unbekannten Sophia Charlotta Landgräfin zu Hessen-Kassel, Fürstin zu Hersfeld, Gräfin zu Katzenelnbogen, Dietz, Ziegenhain, Nidda und Schaumburg, Tochter des Fürsten Carl Landgrafen zu Hessen-Kassel. Er instruierte den Generalleutnant v.Schwerin, seinen diesmaligen Unterhändler in Kassel, über seine genauen Vorstellungen zu einer in Frage kommenden Ehe, so wie er es in ähnlicher Weise bereits vorher getan hatte. Der Graf sollte demnach den Landgrafen fragen, ob man bei einer eventuellen Ehe "über die Conditiones einig werden kan." Folgende Mindestforderungen schwebten dem Herzog dabei vor: "Meinerseits verlange ich, daß die Kinder alle in Lutherischer Religion erzogen werden und zweytens daß mir möge wißend gemachet werden, wie viel der Brautschatz sey. Drittens was an Gegenvermachung verlanget werde, item viertens zum eventualen Witwensitz, dann fünftens wegen des exercitii vor die Princessin ... auch sechstens, was sonst ... in andern Stücken von seiten des Hern. Land-Graffen verlanget werde. Von diesem allen muß er entweder von dem Hrn. Land-Graffen selbst oder einem betrauten Minister, welcher solche dem Hrn. Land-Graffen committiren, und dabey die höchste Verschwiegenheit Ihm aufgeben werde, erfahren. Wann solche sichere Nachricht von Ihm erhalten habe, werde ich ihm meine Antwort unterzöglich solcher Conditionen halber schreiben, zugleich auch meinen betrauten Minister oder Secretair übersenden."

Im Oktober 1703 bemerkte Friedrich Wilhelm, bei der Prinzessin dürfe in Mecklenburg "keine mehrere Bediente, als sie gegenwärtig hat, angenommen werden." Nachdem diese formalen Belange zur Zufriedenheit des Herzogs geklärt worden waren, begann er sich zwei Monate nach der ersten Planung zu dieser Heirat auch für die Persönlichkeit der Prinzessin zu interessieren, so bat er Generalleutnant v.Schwerin: "Das Portrait von der Prinzessin sende Er mir doch mit dem ersten, es mag so gut seyn, wie Er es bekommen kan(n), weilen Mir sehr darauff verlanget." Da es extra für den Herzog angefertigt wurde, erhielt er es erst am 31.Oktober 1703 durch einen Kurier. Er bekannte, es gefalle ihm "sehr wol", "das Original mich aber noch mehr vernügen wird."

Dies alles kennzeichnete deutlich die Absicht der Heirat. Der Versuch des 28jährigen Herzogs war endlich von Erfolg gekrönt, der Landgraf war einverstanden, der Herzog reiste zu einem ersten Kennenlernen der Prinzessin im Dezember nach Kassel und verlobte sich mit ihr am 27.Dezember 1703. Die Ehepakten wurden in Kassel am 2.Januar 1704 unterzeichnet, die Braut am ersten Februartag nach Schwerin heimgeführt. In den Verträgen waren neben der Vermählung auch genaue Dispositionen getroffen worden zu den Ehevermögen, den Witwenansprüchen im Falle des Todes ihres neuen Gemahls und zu den Apanagenverhältnissen.

Sophia Charlotta war für den Herzog und seine Staatskasse eine gelungenes Projekt, sie brachte im Jahre 1705 einmal 16.250 Reichstaler (20.000 Florin) Ehegelder aus Hessen-Kassel und 1708 noch einmal 6.000 Reichstaler Ehegelder aus der Grafschaft Schaumburg mit nach Mecklenburg. Dafür erhielt sie von ihm allerdings die Bezahlung der 25 Hofbediensteten, die im Februar 1704 angestellt wurden.

Damit war die vom Verstand diktierte Suche nach einer Gemahlin beendet. Wie viele Fürsten seiner Zeit hatte er aber eine Reihe von Mätressen, mit denen er die andere Seite seiner Interessen an der Weiblichkeit auslebte, "wann immer seine Natur danach verlangte." Hierzu äußerte sich später einmal seine Schwester, die preußische Königin Sophie Louise, Gemahlin des ersten Königs in Preußen, Friedrich I.: "Als sie bei einer Gelegenheit über ihren Bruder Friedrich Wilhelm, dem sie sonst so sehr ergeben war, die Aeußerung that, daß er sich früher rücksichtlich des sechsten Gebotes Manches habe zu Schulden kommen lassen, entschuldigte der König [Friedrich I. in Preußen] seinen Freund lebhaft mit seiner Jugend; wenn er selbst noch jung wäre, setzte er hinzu, wollte er es auch so machen und sich gar einen Serail (Harem) halten, um nicht von einer so viel geschoren zu werden."

Läßt man die ironisierenden Bemerkungen weg, so kommt doch zutage, daß Mätressenwirtschaft - blieb sie in einem gewissen Rahmen - in dieser Zeit eine geduldete Abwechslung der Fürsten war. Entsprechend gestaltete sich auch das Verhältnis zwischen Ehefrau und Mätresse, es war in der Regel durchaus ein freundliches und wenn nicht eine schwere persönliche Eifersucht herrschte, arrangierten sich die Frauen mit dem Zustand, vor allem, wenn die Mätressen nicht versuchten, ihren fürstlichen Geliebten politisch zu beeinflussen. Dies einvernehmliche Verhältnis konnte sich auch auf die natürlichen Kinder des Gatten beziehen. Herzogin Sophie Charlotta hatte als Gattin Friedrich Wilhelms zeitlebens ein gutes Verhältnis zu den "jungen Mecklenbürgern". Im Wieschendorfer Familienarchiv wurden viele Briefe, vor allem aus den Jahren 1722 bis 1733 verwahrt, in denen sich die Herzogin bei ihrem illegitimen Stiefsohn Carl Ludwig und seiner Gemahlin geborene v.Moltzahn für Neujahrswünsche bedankte. Darüber hinaus nahm sie sogar die Patenschaft für die Carl Ludwigs erste Tochter Sophie Hedwig an; sie wünschte im September 1726 außerdem, "einmahl capable zu sein, des Herrn Oberst v.Mecklenburg dochter von ihrer amité zu beweisen."

Die Gattin jedenfalls hatte auch zu Zeiten der Mätressen ihr standesgemäßes Auskommen und mußte lediglich für den Bestand der Dynastie sorgen, die Mätressen dienten dem Vergnügen des Herzogs, der an sie jedoch keine Rechte abtreten konnte. Da keine seiner Mätressen politische Ambitionen hatte, hat es im Mecklenburg Herzog Friedrich Wilhelms auch keine "Pompadour" gegeben. Für eine nur lose Verbindung sprach auch, daß Herzog Friedrich Wilhelm keine seiner Mätressen für eine Nobilitierung oder Standeserhöhung beim Kaiser vorschlug - eigenes Nobilitierungsrecht besaßen die Mecklenburger Herzöge ohnehin nicht.
Unter den zahlreichen Fräuleins gab es offenbar keine, die den Herzog längere Zeit begleitet hätte, etwa wie die Trompeterstochter und später zur Gräfin v.Lichtenau erhobene Wilhelmine Encke (1752-1820). Sie war im späteren Preußen dem König (Friedrich Wilhelm II.) in vielen Jahren nicht nur Mätresse, sondern auch Lebensgefährtin.

Anders im Mecklenburg des ausgehenden 17. und beginnenden 18.Jahrhunderts. Da hatte Herzog Friedrich Wilhelm auf einer Reise durch Mecklenburg im Jahre 1692 als 17jähriger die um zwei Jahre ältere Grafentochter Aurora v.Königsmarck kennengelernt, die ihn durch ihre Heiterkeit, Schönheit und Klugheit beindruckt hatte. Seit Februar 1692 schrieb er ihr französische Liebesbriefe. Komteß Aurora schien diese zarte Briefreundschaft - sie hielt sich im Hannoverschen auf - anfangs nicht viel zu bedeuten. Als Friedrich Wilhelm 1692 aber Landesherr geworden war, entdeckte sie ihre Liebe für ihn und "behandelte ihn zu Hamburg mit verführerischer Zärtlichkeit und fesselte ihn auch durch interessante Briefe." Dennoch war das Verhältnis wohl mehr rationell bestimmte, da Friedrich Wilhelm "sich vermessen hat, mit 2000 rß stünde sie ihm vor seine Frau zur Verfügung."  Obwohl Aurora in der Folgezeit große geldliche Ansprüche an den jungen Herzog stellte, gab er die Verbindung zu ihr zunächst nicht auf, die erst später langsam einschlief - wohl sehr zugunsten der fürstlichen Schatulle.

Indes kannte er noch weitere Abwechslungen; im Winter weilte er zur Erholung und zum Vergnügen in Hamburg, wo er sich 1694 ein Haus hatte einrichten lassen. Dieses war mit kostbaren Tapeten ausgestattet, hatte einen großen Saal und zwei Stubenzimmer sowie im oberen Stock Logierräume für das Personal und "einige Kabinette für die menüs plaisirs des Herzogs". Sein großes gesellschaftliches Vorbild war der kaiserliche Gesandte in Hamburg, Graf v.Eckh, und gleich ihm gab auch der junge Herzog nun Konzerte in seinem Haus, hielt Maskeraden und "Spiel-Saisons" ab, die nicht selten in "freier Liebe" mit den anwesenden Damen geendet haben sollen.

Bei einer dieser Spiel-Saisons im Jahre 1699 war es aber durch zwei Diener des Fürsten zur Ermordung eines Falschspielers gekommen, der sich mit groben Worten Zugang zum Herzog verschaffen wollte, ein Vorfall, der die größte Empörung in den Zeitungen hervorrief und den Herzog veranlaßte, heimlich nach Schwerin abzureisen. Die schuldigen Diener des Herzogs wurden entlassen, nachdem verschiedene Fürsten gegen den Mord protestiert hatten. Auf diese Weise wurden der Öffentlichkeit auch die "Spiel-Saisons" und deren Folgen bekannt.

Hamburg jedoch besuchte er auch sonst oft um der Frauen willen. So hatte er sich einmal in eine Bürgerstochter von außergewöhnlicher Schönheit verliebt, Agnes Sabel, die er mit erhobenen Händen beschworen hatte, daß sie niemanden heiraten solle. Er überhäufte sie mit Geschenken und Ehrenbezeugungen und lockte sie schließlich nach Schwerin. Hier lebte sie ein Jahr lang als Mätresse des Herzogs mit im Schloß. Im Laufe des Winters 1699/1700 offenbarte sie ihm, daß sie schwanger sei. Sie sollte dann nach dem Geheiß des Herzogs seinen Kammerdiener Thomas Streit ehelichen und mit ihm nach Boizenburg gehen, wo er Streit zum Kriegskommissar und Zolleinnehmer ernannt hatte. Dazu gab er ihr als Aussteuer Ende Mai 1700 die stattliche Summe von 6000 rß mit auf den Weg. Nun lebte Agnes Streit nur noch in ärmlichen Verhältnissen, da ihr Mann des öfteren um Gehaltserhöhungen beim Herzog nachsuchte. Mit ihrem Mann hatte sie neben dem Knaben "Friedrich Wilhelm Streit" noch weitere Kinder, verzieh dem Herzog aber nicht, daß er sie fortgeschickt hatte und beschwerte sich nach dessen Tod bei seinem Nachfolger, dem Herzog Carl Leopold, Friedrich Wilhelm habe sie um ihre Ehre und ihre Gesundheit gebracht.

Wenn auch die Beziehungen zu Frauen in dieser Aufzählung nicht vollständig sind, wäre es doch falsch zu glauben, daß Herzog Friedrich Wilhelm nur Interesse an "leichter Liebe" gehabt habe. Er war vielmehr auch an ganz anderen Bereichen interessiert. Gleich vielen Fürsten seiner Zeit war er auf der Suche nach dem Stein der Weisen, einem Elexier, das verjüngend und heilend wirken sollte und unedle Metalle wie Quecksilber und Blei in Silber und Gold verwandeln konnte. In allen Zeiten vom Humanismus bis zum Ende des 19.Jahrhunderts engagierten sich in diesem Bereich deutsche Fürsten. Motive waren Unabhängigkeit von den Ständen, Machtzuwachs und Reichtum, gepaart mit einem merkwürdigen Mystizismus, der hinter die Dinge zu sehen glaubte.

In Schleswig-Holstein versuchte der sogenannte Graf von St.Germain sein Glück zusammen mit dem Landgrafen Carl v.Hessen, im Anhaltinischen in Harzgerode spürte Fürst Viktor Friedrich von Bernburg zusammen mit dem Alchimisten Riedel nach Gold und Geheimwissenschaften. Auch im Fürstenhause Mecklenburg war es bereits vor Herzog Friedrich Wilhelm zu Versuchen gekommen, Gold herzustellen und das erwünschte Elexier durch chemische und alchimistische Versuche zu finden. Charakteristisch dafür war, daß sich die Goldmacher und Alchimisten, unter denen sich manchmal wenig vertrauenswürdige Gestalten befanden, einen Mäzen suchten, der an sie glaubte und sie protegierte.

Ein solcher Goldmacher war auch Herzog Friedrich Wilhelm 1701 begegnet: Baron Philipp Christoph v.Mardefeldt. Sie hatten sich kennengelernt, als sich ersterer vom Herzog von Holstein-Gottorf 900 Soldaten und Offiziere ausgeliehen hatte. Zu ihnen zählte auch der Baron, der als Oberst das erste Bataillon des Regiments Südermannland kommandierte. Zunächst lagen diese Truppen zwar in Vorpommern, wurden aber mangels geeigneter Tätigkeit durch herzoglich schwerinische Kommissare zu Anfang September 1701 in ihren neuen Garnisonen Schwerin, Güstrow und Wittenburg eingewiesen. Da auch hier die Truppen an keinen besonderen Kampfhandlungen teilnahmen, war für den Baron bald reichlich Gelegenheit vorhanden, sich am Hofe umzusehen und vorzusprechen. Im November ließ der Herzog die Infanterie wieder nach Pommern zurückmarschieren, von wo aus sie im Mai 1702 zur schwedischen Feldarmee abgeordert wurde; der gottorfische Bataillonskommandeur aber vergaß Schwerin nicht.

Baron v.Mardefeldt machte einen tiefen Eindruck auf Herzog Friedrich Wilhelm und man entdeckte rasch in vertraulichen Gesprächen die gemeinsamen "geheimwissenschaftlichen" Interessen. Bald schon war der Oberst daher mit der hochgesteckten Prämisse angetreten, aus unedlen Metallen Gold zu fertigen, ohne sich mit dem Versuch zufrieden geben zu wollen, die Metalle nur an sich zu veredeln.  Durch seine vorherige hohe militärische Stellung schien er dem Herzog vertrauenswürdig für diese Aufgabe. Baron v.Mardefeldt war daher ein eher untypischer Vertreter der Goldmacherzunft, denn er hatte in den Jahren 1698 bis 1701 zunächst als Obristlieutnant, später als Oberst des Leibregiments in Herzoglich Holsteinisch-Gottorfischen Diensten in Tönning gestanden. 1701 war er außerdem zum Kammerjunker am Hof des Herzogs in Gottorf bestellt worden.

Sein Beruf hatte ihn nun nach Schwerin und zu einem neuen Lebensabschnitt geführt. Mündlich verabredete man, gemeinsam den geheimen Versuch zu wagen, Gold herzustellen. Für den Herzog stand dabei weniger das alchimistische und mystizistische Interesse, das die Alchimie umgab, als mehr die materiellen Vorteile einer eigenen Goldproduktion im Vordergrund. Er betrachtete daher die Goldmacherei auch als ein Mittel zur Verbesserung seiner Finanzlage.

Für die alchimistischen Experimente hatte er Baron v.Mardefeldt seit 1704 "die obersten Logementer auff Unserem Ambthauße zu Dobberahn biß auff ferner ordre" kostenfrei zur Verfügung gestellt.79 Anfang Oktober 1704 teilte Baron v.Mardefeldt dem Herzog mit, er habe bereits einen Maurermeister "mit der auffsetzung des offens" beauftragt, erwartete bald die Ankunft seiner Töpfe und Platten und würde sich freuen, wenn der Herzog, um alles mit anzusehen, "incognito" nach Doberan kommen würde. Gleichzeitig bemerkte er jedoch selbstbewußt: "Wo ich aber allhier bei meinen laboriren nicht verhungern soll, so wird Ew. Herzogl. Durchl. allergnädigst belieben, daß 1. meine Bestallung ausgefertigt wird, 2. eine Order an den Forstmeister wegen Wild, 3. ein Befehl an [den] Küchenmeister weg. Fisch, Brennholz, Kohlen" ergehe.

Daraufhin nahm ihn Friedrich Wilhelm Mitte Oktober 1704 als seinen Oberkammerjunker und Geheimen Rat an und zahlte ihm 1.200 Reichstaler jährliches Gehalt. Voller Eifer widmete sich der Oberst im Amtshause zu Doberon nun seinen Experimenten, die Herzog Friedrich Wilhelm mit größtem Interesse verfolgte und förderte. So stellte er ihm für diese Zwecke in einer prachtvollen großen Urkunde vom 25.Oktober 1705 "soviel Holtz alß er haben will" und, was weit bedeutender war, die überaus hohe Summe von 100.000 Reichstaler mecklenburgischer Valeur zur Verfügung, zahlbar zu je 5.000 Reichstaler in zwanzig Jahren (sic!).  Noch im Oktober 1707 waren ihm seine Versuche nicht geglückt, aber Herzog Friedrich Wilhelm wollte die Hoffnung nicht aufgeben und stellte ihm, da die bisherige Werkstatt nicht mehr benutzbar war, die Wohnung des Forstmeisters Grevenitz in Hagenow zur Verfügung. Baron v.Mardefeldt versprach ihm dafür auch schriftlich Mitte Mai 1709, ihm nun "alle Neu Jahr ... fünfhundert Loht fein Gold" zu liefern. Doch auch dieses Versprechen konnte er nicht einlösen und so wurden die illusorischen Zahlungen wie die mit ihnen finanzierten Versuche bald beendet.

Parallel dazu hatte Herzog Friedrich Wilhelm aber auch andere und vor allem zuverlässigere Quellen aufgetan, die reichlicher das versprachen, was Baron v.Mardefeldt nicht zu liefern imstande war: gutes und schnelles Geld für die Staatskasse. Dieses erwarb der Herzog bald durch einen ausgedehnten Soldatenhandel während des Nordischen Kriegs, dessen Charakteristikum die Verleihung von Truppen war. Sie ist zu sehen als Übergangphase von den Söldnerheeren des Dreißigjährigen Kriegs hin zu den stehenden Truppen der Neuzeit. Diese vermieteten Soldatenverbände und -einheiten waren auf Zeit garnisoniert und eingesetzt. Aber der Soldatenhandel hatte auch diplomatischen Charakter: er zeigte, daß Mecklenburg bündnisfähig und ebenbürtig für fremde Mächte sein konnte. Vor allem Großbritannien und die Niederlande gehörten zu den kriegführenden Mächten, die sich mangels eigener Soldaten gerne der Vermittlung der norddeutschen Fürsten bedienten, um ihren Bedarf an Truppen zu decken.

Dieses Geschäft gedachte sich der junge Schweriner Herzog zunutze zu machen. Schon ein Jahr nach dem Tode Herzog Christian Louis I. bot sein Neffe 1693 durch seinen Hofrat Taddel den Generalstaaten im Haag die Aufstellung eines Infanterie- oder Kavallerieregiments an, doch war er mit seinem Angebot zu spät gekommen; die Konkurrenz war ihm bereits zuvorgekommen. In den folgenden Jahren bot der Herzog den benachbarten Ländern immer wieder seine Truppen an, 1698 erfolglos dem König von Sachsen, 1701 erfolgreich den Niederlanden, 1702 dem König von Dänemark ein Bataillon Infanterie für den Krieg der Triple-Allianz gegen Frankreich. 1703 wollten Dänemark und Preußen seine Truppen nicht mieten, 1705 auch nicht der Kaiser. 1713 erst hatte er wieder Erfolg mit einem Angebot an den Prinzen von Savoyen. Herzog Friedrich Wilhelm verstand es dabei, allen möglichen Interessenten die Truppen zu besorgen, die sie wünschten.

Es war ihm dabei gleich, ob diese miteinander verfeindet oder verbündet waren, im Vordergrund stand für ihn das Geschäft.84 Dabei war ihm die finanzielle Seite so von Wichtigkeit, daß er beispielsweise 1701 fast sein ganzes Militär an die Niederlande vermietet hatte, ohne einen eigenen Schutz zu besitzen. Auf diese Weise ergab es sich paradoxerweise, daß Friedrich Wilhelm jetzt selbst Truppen mieten mußte, um die innere Sicherheit gewährleisten zu können. Zu ihnen zählten die 1701 vom holstein-gottorfischen Herzog angemieteten 900 Mann, unter denen sich auch Baron v.Mardefeldt befunden hatte.

Die Grundzüge seiner Vermietungspolitik beruhten daher auf dem Eigentumsrecht an seinen Truppen, deren Unterhaltung aber fremde Mächte leisten mußten. Durch hohe Werbegelder war er anfangs in der Lage, bei einem geringen Angebot gute Geschäfte zu machen, als aber der Nordische Krieg in seiner Intensität nachließ, versuchte er nur noch, mit möglichst niedrigen Kosten seine Truppen zu halten. Als er starb, konnte er seinem Nachfolger immerhin einen Stamm von mehreren Regimentern hinterlassen, die er mit relativ geringen eigenen Mitteln unterhalten und aufgestellt hatte.

Die Einrichtung eines stehenden Heeres im Inneren war in Mecklenburg hingegen erschwert worden durch die Weigerung der Stände, für deren Unterhalt zu zahlen. Sie fürchteten zu Recht, der Herzog könnte die Truppen auch gegen sie selbst führen. In langen Verhandlungen und Prozessen, die schon unter Herzog Christian Louis I. begonnen hatten, und die bis vor den Reichshofrat geführt worden waren, wurden die Stände schließlich dazu gezwungen, ihren Beitrag zur Unterhaltung der Verbände, Garnisonen und Festungen des Herzogs zu leisten. Dieses Urteil erging nach 24jähriger Prozeßdauer im Juli 1698. Doch die Stände legten umgehend Revision ein, bis sie sich schließlich mit dem Herzog im Hamburger Vergleich von 1701 über die Höhe der zu leistenden Kosten geeinigt hatten. Jetzt erst konnte der Herzog dazu übergehen, stehende Truppen in Mecklenburg aufzustellen. Trotzdem blieb ein innerer Machtkampf bestehen, da Friedrich Wilhelm nun auch versuchte, erhöhte Kontributionen für manche kriegsbedingten Sonderausgaben geltend zu machen. Dieser Machtkampf hielt noch über seinen Tod hinaus an, ein schweres Erbe für seinen Nachfolger Karl Leopold, der wie Friedrich Wilhelm nicht zur Durchsetzung einer absolutistischen Regierung in der Lage war.85 Diese langen und zäh geführten Konflikte zwischen Landesherrn und Ständen waren überall bekannt und schon bald ein Charakteristikum für Mecklenburg: "Dieser Streit machte so viel Lärmen, beide Theile stießen sich so hart gegen einander, daß man in ganz Deutschland das Ländchen, das gleichsam symbolisch einen Büffelkopf als Wappen führte, nur "das Streitländlein" zu nennen pflegte."

Innenpolitisch versuchte Friedrich Wilhelm den schon von seinem Onkel Christian Louis I. eingeführten absolutistischen Regierungsstil fortzusetzen und zu erweitern. Doch in der Ritterschaft fand er einen harten Gegner seiner unumschränkten Regierungsabsichten. Streitigkeiten erwuchsen oft aus dem Umstand, daß Friedrich Wilhelm Geld- und Steuerforderungen stellte, mit denen sich die Stände nicht einverstanden erklären wollten.88 Der Adel hatte nicht nur umfassende Rechte in Bezug auf die Gesetzgebung, er lieh dem Herzog auch erhebliche Gelder und machte ihn so von sich abhängig. Das war insbesondere deshalb der Fall, weil die Domänen stark verschuldet waren und kaum Finanzmittel freisetzten, andererseits die Stände die einst übernommenen Schulden in ihrer Abzahlung derart verzögerten, daß sie damit ein politisches Machtmittel gegenüber dem Herzog besaßen. Obgleich dieser Umstand vor allem auf die Zeit vor Friedrich Wilhelms Regierung zutraf, zeigten sich die Auswirkungen auch noch zu seiner Zeit.

Finanzknappheit ergab sich außerdem dadurch, daß die Truppen der beteiligten Staaten im Nordischen Krieg - Dänemark, Rußland, Schweden, Polen und Sachsen - häufig durch das Land zogen, sich hier etwa drei Jahre einlagerten und ernährten. Die Rechnung hierfür - 2,5 Millionen Reichstaler - konnte erst Herzog Carl Leopold den kriegführenden Mächten auf dem Braunschweiger Kongreß nach 1714 präsentieren. Herzog Friedrich Wilhelm Bemühen beim Kaiser, im Januar 1713 ein Protektorium für das zum Teil besetzte Mecklenburg zu erlangen, war zwar erfolgreich, konnte aber die Lage wegen der durchziehenden Truppen auch nicht ändern.

Der Hauptgegenspieler des Fürsten aber blieb die Ritterschaft und fieberhaft sucht der Herzog nach Möglichkeiten, sich von den Ständen unabhängig zu machen. Schließlich fand er außerhalb Mecklenburgs Verbündete und wandte sich wegen eines Schutz- und Trutzbündnisses gegen die Ritterschaft an Preußens neuen König Friedrich I., den ehemaligen brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. Dadurch entstand am 31.März 1708 die Erneuerung der Erbverträge für eine Nachfolge Preußens beim Aussterben des mecklenburgischen Fürstenhauses. König Friedrich I. nahm nun den Titel eines Herzogs zu Mecklenburg an, dafür versprach er Hilfestellung gegen die Ritterschaft und den Kaiser in Wien. Die politische Partnerschaft mündete schließlich in eine persönliche Freundschaft, die über viele Jahre anhielt, denn bereits im April 1708 besuchte Herzog Friedrich Wilhelm seinen Fürstenkollegen in Potsdam. Unter diesen freundschaftlichen Gesichtspunkten war auch die spätere  Verschwägerung mit König Friedrich I. zu sehen, der Herzog Friedrich Wilhelms Schwester Sophie Louise durch die Vermittlung des deswegen später geadelten mecklenburgischen Geheimen Rats Johann Klein heiratete. An dieser Hochzeit nahm natürlich auch Herzog Friedrich Wilhelm teil. Die Verbindung blieb eng, so besorgte Herzog Friedrich Wilhelm auf Bitten seiner Schwester dem Kronprinzen - dem späteren Friedrich Wilhelm I, dem Soldatenkönig -  ausgesuchte Mecklenburger für seine Truppe der "langen Kerls".

1708 freilich war es Herzog Friedrich Wilhelm, der sich vom preußischen König Soldaten senden ließ, um sie gegen die Stände einzusetzen. Diese Maßnahme brachte weder den gewünschten Erfolg noch ein größeres Ansehen bei fremden Mächten oder dem Kaiser: "Nicht nur ,daß die Ritterschaft, über diese neue ungerechte Bedrückung aufs tiefste empört, erbitterte Klagen an den Reichshofrat nach Wien sandte - der kaiserliche Hof selbst und die an der Entwicklung in Mecklenburg interessierten auswärtigen Staaten brachten einer derart offenkundigen Hinzuziehung fremder Machtmittel zur Lösung der inneren Streitigkeiten nur geringes Verständnis entgegen. Immer mehr sanken die Sympathien für Friedrich Wilhelm auch im Kreise der Beamten des Reichshofrats ... Trotz dieser drohenden Anzeichen konnte Friedrich Wilhelm sich nicht dazu entschließen, den preußischen König zum Rückzug der Hilfstruppen aufzufordern."

Der Ständekampf indes blieb nicht nur auf die Innenpolitik beschränkt: als im Nordischen Krieg fremde Truppen durch Mecklenburg marschierten, bat er das benachbarte Kurfürstentum Hannover darum, keine Trupppendurchmärsche auf seinem Gebiet zuzulassen, damit auch kein Militär mehr nach Mecklenburg gelangen könne. In Hannover aber saß Andreas Gottlieb Graf v.Bernstorff an maßgeblicher Stelle der Regierung. Er versprach dem Herzog zwar seine Unterstützung, bemerkte aber zugleich, er erwarte dafür auch eine Regelung des Ständekampfes in seinem Sinne. Herzog Friedrich Wilhelm blieb eisern und bemerkte hierzu, er werde nur das veranlassan, was ihm nach seinem "hohen Territorialrecht convenable" sei, eine Einstellung, die ihm freilich nur wenig Sympathie einbrachte.

Welche Motive und Absichten aber lagen seinen übrigen innenpolitischen Handlungen zugrunde und wie äußerten sich diese?  Dazu muß noch ein Blick geworfen werden auf seine Vorliebe für den frühen aufgeklärten Absolutismus, der geprägt war durch sein lutherisches Glaubensbekenntnis. Dies veranlaßte ihn, einen Teil der aus Frankreich vom Sonnenkönig Ludwig XIV. vertriebenen Protestanten in Mecklenburg aufzunehmen. Bereits 1683 waren Bürgermeister und Rat der Stadt Bützow bei Herzog Christian Louis I. vorstellig geworden, damit sich jüngst nach Mecklenburg gekommene Glaubensflüchtlinge aus Frankreich in ihrer Stadt niederlassen durften. Indes geschah dies damals aus den bekannten Vorurteilen des zum Katholizismus neigenden Herzogs Christian Louis I. nicht.

Erst unter seinem Neffen Friedrich Wilhelm kam es seit 1698 zu einer tatsächlichen Ansiedlung von Hugenotten in Mecklenburg, worüber die zahlreichen Reskripte des Herzogs Auskunft geben. Vorrangiges Ziel dieser Ansiedlungsmaßnahmen war, die handwerklichen Künste der Flüchtlinge für Mecklenburg nutzbar zu machen und der Wirtschaft aufzuhelfen. Daneben war es aber auch der Respekt vor der reformierten Konfession und die dadurch begründete Verfolgung in ihrem Heimatland, die ihn zur Aufnahme der Flüchtlinge veranlaßte. Im Oktober 1698 erließ der Herzog in dieser Richtung ein erstes in französischer Sprache abgefasstes Edikt, in dem er dem Kaufmann Salomon aus Vayne im Dauphiné gegen das Versprechen einer Pension den Auftrag erteilte, dreißig wohlhabende Familien, die mit der Bearbeitung von Wolle und Flachs vertraut wären, zur Siedlung in Mecklenburg zu bewegen. Als Gegenleistung versprach Herzog Friedrich Wilhelm den Bau eines Gotteshauses und sechsjährige Steuerbefreiung. Als Ort für die Siedler nannte er die Stadt Schwerin und die Schelfstadt.

Im August 1699 dann wandte sich der Herzog mit einem erneut in Französisch verfaßten Edikt mehr an die Réfugiés, denen er das relativ zentral gelegene Bützow zur Ansiedlung anbot. Damit kam er auf das Gesuch vom Jahre 1683 zurück; auch hier wurde den Siedlern freie Ausübung der Religion, zusätzlich auch noch eine eigene Art Gerichtsbarkeit zugesichert. Auch Materialien zum Hausbau oder Grund und Boden für landwirtschaftlichen Anbau sollte ihnen zur Verfügung gestellt werden.
Mit diesen Reskripten zeigte der Herzog deutlich seine Absicht, dem durch die Folgen des Dreißigjährigen Krieges noch Jahrzehnte später "nahrlosen und in den letzten Zügen liegenden Ort" Bützow neue Arbeitskräfte zuzuführen. In der Tat hatten sich unter Salomon Jordan einige Familien in Bützow ansässig gemacht, im Jahre 1700 betrug die Zahl der reformierten Familien 22. Die Gemeinde, die stets des Wohlwollens des Herzogs sicher sein konnte, wurde indes noch durch ein drittes Edikt aus seiner Feder gefördert. Es war in deutscher und französischer Sprache veröffentlicht worden, was zeigte, daß auch weitere Kreise informiert werden sollten. Darin hatte der Herzog nach dem bewährten Muster drei Hugenotten aus Hamburg damit beauftragt, in Mecklenburg fünfzig französische Familien anzusiedeln, vorzugsweise solche, die in der Wollverarbeitung Erfahrung besaßen. Wieder räumte er ihnen weitreichende Vergünstigungen ein, so den Saal des Bützower Schlosses für ihre Gottesdienste, Umzugsgelder oder gar die Bezahlung eines eigenen Predigers. Dieses dritte Edikt hatte aber nicht den gewünschten Erfolg, 1704 waren erst zehn Familien ins Land gekommen, die sich zudem vielfach auch aus anderen Berufen als den gewünschten rekrutiert hatten.

Das hatte zur Folge, daß Waren wie Handschuhe, Möbel oder Wein produziert wurden, für die es nur bedingt Absatzmöglichkeiten gab. Schließlich ließ der Herzog die einzuführenden Fertigwaren stärker mit Zoll belegen, um den Absatz der Hugenotten zu fördern. Dies und auch Schwierigkeiten mit Jordan, der Siedler in andere Gegenden abgeworben hatte, konnten jedoch dem gewünschten Aufblühen der Bützower Kolonie nicht dienlich sein, oft wanderten die Hugenotten wieder aus Mecklenburg ab, um woanders ihr Glück zu suchen. Die französisch-reformierte Gemeinde, die 1778 mit der deutsch-reformierten Gemeinde vereinigt wurde, bestand zwar noch im Jahre 1897, aber wirtschaftlich und gesellschaftlich war sie nie über lokale Bedeutung hinausgewachsen und nicht wie in Brandenburg zu einem Wirtschaftsfaktor geworden.96 Das Jahr 1778 konnte auch als das Ende der Hugenotten in Mecklenburg bezeichnet werden, da sie sich familiär mit Einheimischen schon sehr vermischt hatten und kaum noch französisch sprachen, mithin ihre kulturelle Identität mehr und mehr verloren hatten.

So sehr der Herzog auch guten Willens war, was die Ansiedlung der Glaubensflüchtlinge betraf, so waren die wirtschaftlichen Voraussetzungen kaum gegeben und erwiesen sich in der Praxis als unzureichend. Trotzdem blieb er den Reformierten stets verbunden, gestattete er doch auch seiner Gamahlin die freie Religionsausübung als Reformierte. Nach seinem Tode 1713 zog sie denn auch als Witwe von Schwerin mit ihrem Hofprediger nach Bützow, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbrachte.
Den Katholizismus förderte er hingegen nicht, war aber tolerant genug, einzelnen Personen, die ihm nahestanden, zu erlauben, Privatgottesdienste abzuhalten. Dazu zählte sein Vertrauter, Graf v.Horn, der schon in mehreren Fällen Unterhändler bei seinen politischen Eheplänen gewesen war, oder eine Frau v.Bibow.

Herzog Friedrich Wilhelm war aber nicht grundsätzlich antifranzösisch eingestellt, denn im Zuge einer durchaus von Erfolg gekrönten kameralistischen Wirtschaftspolitik beabsichtigte er durch eine deutsche Variante des französischen Merkantilismus hohe Staatseinkünfte durch die Förderung der Wirtschaft, der Industrie und des Manufakturwesens zu erreichen.
So wurde unter seiner Regierung das Alaunwerk bei Eldena um eine Salpetersiederei vermehrt, ferner das Eisenwerk zu Neustadt gefördert; es hatte bereits zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges Waffen produziert. Ebenso wurde die Saline zu Sülten durch seine Förderung 1710 in besseren Betrieb genommen und mit neuen Gebäuden versehen. Solche Fabrikunternehmungen waren zu Zeiten seines Onkels Christian Louis I. nicht die Regel und sind deshalb beachtenswert. Auch in der Landwirtschaft versuchte er zu bessern, was in seinen Möglichkeiten stand. Da es oft vorkam, daß ein Gutsherr die von den Erbuntertänigen zu leistenden Hofdienste alle auf den Sommer und damit die landwirtschaftliche Hauptarbeitszeit konzentrierten, versuchte Herzog Friedrich Wilhelm durch ein Edikt von 1702 Abhilfe zu schaffen.

Ein bedeutender innenpolitischer Schritt beendete im Jahre 1701 den jahrelangen Streit um die Nachfolge im Herzogtum Güstrow, der schon seinen Onkel Christian Louis I. so sehr beschäftigt hatte. 1701 also wurde eine neue Landesteilung im sogenannten Hamburger Vergleich beschlossen, und zu dieser Zeit verlegte Herzog Friedrich Wilhelm seine Residenz kurzfristig für die Jahre 1703 bis 1704 nach Rostock, hierhin wurden auch die beiden neuen Regierungen von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz verlegt, zugleich ging die alte Güstrower Regierungsbehörde in der Schweriner auf. Der Vertrag ist recht interessant für die persönliche Beurteilung des Herzogs, der die Bedeutung von Kultur und Bildung sehr hoch einschätzte. Es war ihm nämlich ein wichtiges Anliegen, beim Hamburger Vergleich darauf zu bestehen, die Landesuniversität in Rostock in seinem Bereich zu behalten und nicht an das neue Herzogtum Mecklenburg-Strelitz abzugeben. Als er seine Residenz nach Rostock verlegte,hatte er zwar der Universität manche Gebäude und Grundstücke für den Bau seines Palais weggenommen, aber im übrigen war er der Universität sehr zugeneigt und förderte sie in Wort und Tat.

Lange jedoch konnte er sich der innermecklenburgischen Erfolge nicht erfreuen. Im Zuge neuer kriegerischer Verwicklungen reiste Herzog Friedrich Wilhelm bald in "Staub und Hitze" zur Armee nach Brabant, hier schon krank und in Bädern sein Heil suchend. Die Aufregung und das ungewohnte Leben dort ließ ihn 1712 "seine alte Engbrüstigkeit" wieder spüren, verbunden mit fast täglichem Bluthusten. Nun empfahlen die Leibmediziner ihm eine Kur in Schlangenbad und mit dem Emser Brunnen, doch stellte sich noch eine Geschwulst an den Füßen und wiederum "kurze Luft" ein. Er begab sich nach seiner Schlangenbader Kur im Taunus nach Mainz am Rhein und starb dort, nachdem er sich nochmals ausdrücklich zum lutherischen Glauben bekannt hatte, nach siebenwöchigem schmerzhaften Krankenlager nur 38jährig  am 31.Juli 1713, morgens um zwei Uhr.

Seine Leiche wurde zunächst in Dömitz in Sand eingelegt, am 8.März 1714 "in das andere Sarg eingeschoben" und sogleich eine Ehrenwache gestellt, die aus zwei "Kammerjunkern nebst einem Ober- und Unterofficirer mit 12 Mann und 2 Hellebarders" bestand. Am kommenden Tag läuteten von sieben bis acht Uhr früh die Kirchenglocken.

"So baldt die ... Leiche, etwa umb 8 Uhr auf dem Schloße aufgehoben wirdt, werden die canons gelöset, und wieder geläutet, mit letztern auch so lange continuiret, als der Conduct zu sehen ist ... Nachdem nun die ... Leiche auf den leichenwagen gesetzet und alles parat, so machet die ouverture 1. Ein Fourier zu pferde im langen Mantel, dan folget 2. ein Lieutnant mit etwa 20 pferden, 3. des Marschalls Trauer Kutsche mit gehörigen Decken auf den pferden, 4. die beyden Marschäle zu pferde mit langem Mantel und Marschal Stäben, 5. die Hochfürstl. Leiche auf einem hierzu verfertigten mit 6 pferden bespannten Wagen, deren jedes das mecklenb. Wapen auf der seiten und vor dem Kopf hat. Auf dem wagen ist ein feststehender Himmel und oben mitten auf dem Himmel ein Fürstenhut. Die 4 zipfel des über der Leiche liegenden Tuchs werden von 4 Kammerjunkern geführt, die 12 Obristl[tns]. so bestellet reiten zur seiten in aparten Linien, wie nicht vor weniger 12 Hellebarders zu fus, 6. schließet der Major mit der übrigen guarde."

Fast das Gleiche wiederholte sich in Schwerin, wo die Leiche unter Glockengeläut in feierlichster Weise unter Landestrauer beigesetzt wurde. Zum Ort war die Nikolaikirche in der Schelfstadt erkoren worden, die dem Verblichenen so viel zu verdanken hatte. Das alles kostete übrigens seinen Preis, denn die Kirche ließ sich das Glockenläuten vom Herzog Carl Leopold genau so bezahlen wie die Ritterschaft ihre Quartiere in Schwerin!

Mit Friedrich Wilhelm war ein mecklenburgischer Fürst abgetreten, der sich zwar kaum von seinen Zeitgenossen unterschied, der aber sehr wohl zu unterscheiden wußte zwischen Vergnügen und Verpflichtung, zwischen Wunsch und Realität, auch wenn die Mittel zu seinen Zielen nicht immer die besten waren. Hierzu resümierte Franz Jessel, der 1932 die Auslandspolitik des Herzogs untersucht hat:

"Friedrich Wilhelm ist der ausgesprochene Typ eines kleinen Fürsten jener Zeit. Die inhaltvolle Idee eines mächtigen Kaiserreichs war längst zerschlagen. So lag es auf der Hand, daß die Fürsten bei dem Fehlen des Reichsgedankens nur die Vertretung ihrer Interessen und die Vergrößerung ihres Landes im Auge hatten. Friedrich Wilhelm dachte nur an den Kaiser, wenn er seiner bedurfte. Im übrigen hielt er sich an die anderen Großmächte, die ihm infolge ihrer Nähe von größerem Nutzen sein konnten. Friedrich Wilhelm sah es nicht als entehrend an, Truppen ausländischer Mächte ins Land zu rufen, um sich damit gegen seine eigenen Volksgenossen zu schützen ... Nicht minder viel war an der Handhabung der Politik auszusetzen. Friedrich Wilhelm schwankte dauernd zwischen den Großmächten, je nachdem, wo er am meisten zu erreichen hoffte. Ethische Gesichtspunkte schaltete er vollkommen aus. Darum war ihm auch kein Mittel zu niedrig, die Gunst eines mächtigen Herrschers zu gewinnen, selbst wenn er damit seinen eigenen Bundesgenossen verraten sollte. Eine außerordentliche Rolle spielte neben der diplomatischen Gewandtheit das Geld, das Friedrich Wilhelm infolge der Ersparnisse seines Onkels zu seinem Glück zur Verfügung hatte. Da diese Zustände als zeitgemäß erscheinen, so muß man Friedrich Wilhelm, um ihn mit dem Maßstab seiner Zeit zu messen, als einen geschickten Politiker betrachten. Er wußte stets rechtzeitig von einem Pferd auf das andere umzusatteln, um so die Interessen seines Landes am besten zu fördern. Betrachtet man sein Lebenswerk aus unserer Perspektive, so bleibt es immerhin bedauerlich, daß er seinem Lande so früh verloren ging."

Quelle = Claus Heinrich Bill: Geschichte der Familie v.Mecklenburg und ihres Stammvaters Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin (1675 bis 2000), Sonderburg 2000 (Band XIX. der Schriftenreihe des Instituts Deutsche Adelsforschung). Dort in der Druckversion werden auch sämtliche Zitate und archivalischen wie literarischen Quellen mit Fußnoten belegt. Ein Exemplar des Werkes ist unter anderem vorhanden in der Bayerischen Staatsbibliothek zu München und ibidem unter der Signatur "4.2001.1537" einsehbar.


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